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Vom Schlosspark in die FUZO: Ein Gespräch über die Wein- und Genusstage in Eisenstadt

Dass die Wein- und Genusstage in der FUZO Eisenstadt längst kein Geheimtipp mehr sind beweisen die tausenden BesucherInnen, die jedes Jahr Ende August zu diesem Fest nach Eisenstadt kommen. Weil ich während meiner Studienzeit öfters dort gearbeitet habe und dadurch einen Einblick gewinnen konnte, wie viel organisatorischer Aufwand hinter dieser Veranstaltung steckt, wollte ich unbedingt hier auf Pusztavibes darüber schreiben. Auch als Besucher versuche ich jedes Jahr zumindest einen Tag dabei zu sein, weil die Stimmung trotz der vielen BesucherInnen enorm entspannt ist und ich sowohl die Weine als auch das kulinarische Angebot liebe. Deshalb habe ich mich dazu entschlossen, dem Wein- und Genusstage-Chef und Eventmanager Josef Weidinger auf den Zahn zu fühlen. Gemeinsam mit dem Osliper Günter Schumich organisiert er die Wein- und Genusstage nun bereits seit vielen Jahren erfolgreich. Dabei hat mich besonders der Wandel vom ehemaligen Fest der 1000 Weine zu den Wein- und Genusstagen interessiert, der sich 2011 mit einem Umzug vom Schlosspark in die Innenstadt vollzogen hat.

Josef Weidinger (links) und Güter Schumich freuen sich gemeinsam mit der Weinkönigin Tatjana I. Alle Bilder (c) Wein- und Genusstage

Hallo Josef. Wie lange machst du schon die Weinkost bzw jetzt die Wein- und Genusstage und wie bist du dazu gekommen?

Also die Wein- und Genusstage gibt es in ihrer jetztigen Form seit 2011 in Eisenstadt. Ich selbst bin seit 2006 bei der damaligen Weinkost (offiziell: Fest der 1000 Weine) dabei. Damals wurde ich vom damaligen Bürgermeister Nemeth gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, das Fest der 1000 Weine zu übernehmen mit der Herausforderung, dass der Stadt die Partner abhanden gekommen sind. Also zum Beispiel das Land Burgenland oder die Wirtschafts- und die Landwirtschaftskammer. Die Stadt war sich also nicht sicher, ob sie das finanziell stemmen kann, aber die VertreterInnen der Stadt waren der Meinung, dass man ein Fest für den Wein unbedingt braucht. Der Bürgermeister wollte es also auf jeden Fall probieren. Für mich war es schwierig, weil er mich Ende 2005 für eine Veranstaltung dieser Dimension im Jahr 2006 gefragt hat. Auch wenn die Veranstaltung nicht mehr in der ganz großen Blüte war, hatte sie damals doch noch ca. 50.000 BesucherInnen. Ich habe zugesagt, obwohl ich wusste, dass das Geld hinten und vorne fehlte und dass auch das Image etwas problematisch war. Weil ich aber selbst immer leidenschaftlicher Besucher dieser Veranstaltung war, wollte ich es auf jeden Fall probieren.

 

Das Fest der 1000 Weine ist also 2011 zu den Wein- und Genusstagen geworden und vom Schlosspark in die Innenstadt übersiedelt. Wie hat sich diese Entwicklung vollzogen?

Nach ein, zwei Jahren haben wir dann bereits gemerkt, dass das Fest in dieser Form für die Stadt nicht weiter leistbar sein wird. Zusammen mit den Partnern ist sich das noch ausgegangen, weil sich jeder mit Geld oder auch manpower eingebracht hat. Der Todesstoß war dann aber, dass es in den letzten drei Jahren jedes Wochenende verregnet hat. So ist es zum bereits angesprochenen Imageproblem gekommen. Es hat einfach immer geregnet. Wir haben also bereits 2009 gewusst, dass wir es wahrscheinlich nicht schaffen werden. So gab es dann erste Überlegungen, ob wir mit dieser Veranstaltung in die Innenstadt wandern können. Parallel dazu haben wir das Konzept „Wein und Genusstage“ als Mischung aus Wein, Gastronomie und Genuss für die FUZO erarbeitet. Wir haben die ersten Wein- und Genusstage bewusst gleich im Jahr nach dem letzten Fest der 1000 Weine gemacht, weil wir nicht wollten, dass eine Lücke entsteht. Außerdem war es uns wichtig, den Termin nach dem Golser Volksfest zu behalten. Mittlerweile sind wir mit den Wein-und Genusstagen im achten Jahr angekommen.

Flair und Ambiente – Man könnte auch „vibes“ dazu sagen – gibt es hier mehr als genug.

 

Was waren die größten Herausforderungen beim Umzug und der Neuausrichtung?

Ich vergleiche es gerne mit einem 3-D Puzzle. Mit der Innenstadt hat man einen lebenden Organismus, wo es Geschäfte, Schanigärten, Verkehr, Behörden und so weiter gibt. Die Veranstaltung muss also so organisiert werden, dass sich niemand gestört fühlt. Die Geschäftsleute sollen ihren Geschäften nachgehen können, beim Aufbau soll niemand gestört werden, die Aussteller sollen ein Geschäft machen können, den BesucherInnen soll es gefallen und natürlich soll das Ganze auch gut aussehen. Am Anfang hatten wir 30 Stände und inzwischen sind wir bei 60 angekommen – dementsprechend ist das natürlich eine sehr große Challenge. Am Anfang kam noch die Frage dazu, ob sich AusstellerInnen für das neue Konzept interessieren würden. Im Gegensatz zum Fest der 1000 Weine war hier der Plan auch mit wenigen Ausnahmen keine einzelnen Winzer zu nehmen, sondern Zusammenschlüsse. Gleichzeitig sollte es genussorientierter werden. Wir wissen, dass sich viele kleine Genussproduzenten es sich nicht leisten können auszustellen. Deshalb haben wir den Subventionsbedarf so eingesetzt, dass es möglichst für Alle leistbar wird. Dass also auch die „Kleinen“ nicht nur aus Imagegründen hier herkommen, sondern dass sie auch wirklich ein Geschäft machen können.

Das größte Glück war, dass es ab 2011 plötzlich keine verregneten Wochenenden mehr gab. Beim Fest der 1000 Weine war es so kalt, dass wir oft sogar Glühwein ausgeschenkt haben. Als das Wetter dann gepasst hat, haben die Leute plötzlich gemerkt, wie viel Atmosphäre und Flair es hier gibt. Hätte es weiter geregnet, würde es die Veranstaltung wahrscheinlich nicht mehr geben. Wenn sich das Fest nach zwei, drei Jahren etabliert hat, ist es nicht mehr so schlimm wenn es mal regnet. Der optimale Zustand sind 24 Grad bei leichter Bewölkung und ein laues Lüftchen am Abend (lacht).

 

Wieviel kommst du denn während der Wein- und Genusstage zum Schlafen?

Durchschnittlich gehe ich zwanzig Kilometer pro Tag und habe drei bis vier Stunden Schlaf. Mal ist es etwas mehr, mal etwas weniger.

Einer meiner persönlichen Favoriten ist der Uhudler-Stand von Mirth.

Das ist schon ganz ordentlich. Was sind denn deine persönlichen Lieblingsprodukte, also kulinarisch und weintechnisch?

Beim Wein ist es relativ einfach zu beantworten, da sind es die Welschrieslinge. Egal ob es der aus Donnerskirchen oder von der 3er Serie „Mein Welschriesling“ ist. Also Welschriesling in fast jeder Form. Beim Essen ist es etwas schwieriger. Obwohl man es mir vielleicht nicht ansieht, esse ich eher wenig beim Fest selbst, weil ich nach dem Essen müde werde. Generell schmecken mir alle Produkte, die vor Ort frisch zubereitet werden. In einem Jahr ist es die Ofenkartoffel vom Erich (Bauer), in einem anderen Jahr vielleicht irgendein Pasta-Produkt und heuer bin ich sehr gespannt auf die Smoothies und Obst- und Gemüseprodukte von Grünstoff, die zum ersten Mal dabei sein werden. Da freue ich mich schon sehr drauf!

Was gibt es heuer noch zum ersten Mal?

Wir haben heuer insgesamt 15 neue Stände und waren erstmals in der glücklichen Lage, uns Aussteller aussuchen zu können. Also wie erwähnt ist Grünstoff neu dabei. Dann haben wir Bio-Tofu von Manufaba aus dem Seewinkel dazu bekommen. Außerdem wird es zwei bis drei neue Foodtrucks geben wie zum Beispiel die Pork Brothers, die alles rund ums Schwein machen. Wir haben einen zweiten Käsestand aus der Alpenregion dazu bekommen. Drei Innenstadtbetriebe werden sich auch im Rahmen des Festes mit Ständen präsentieren. Die L´Osteria del Corso mit Wein und Pasta, das neue Lokal Weinschwein mit Wein und Tapas sowie Hopfen und Söhne mit Gin, Bier, Kaffee und Gegrilltem. Zum ersten mal sind also Schanigärten dabei, die nicht nur bestehende Speisen anbieten, sondern sich ganz bewusst voll integrieren. Ansonsten haben wir noch das Rotweinerlebnis Lutzmansburg, unsere zweite Partnerstadt Colmar wird mit Crémants und Weinen dazu kommen und Wein Burgenland präsentiert heuer seine Trophysieger. Der Rest wie die Weinbauvereine Eisenstadt, Kleinhöflein, Mein Welschriesling, die Donnerskirchner oder die Freunde des Uhudlers, die Weinbar, das Hotel Burgenland und andere Spezialitäten sind natürlich wieder dabei. Insgesamt sind es heuer also über 60 Stände.

Was wünscht du dir für die Zukunft der Wein- und Genusstage?

Super wäre, wenn sich die Innenstadtbetriebe noch stärker einbringen würden. Außerdem soll die Überregionalität der Veranstaltung auch von unseren eigenen Leuten stärker wahrgenommen werden. Wir haben nach wie vor nur wenig Unterstützung durch den Burgenland Tourismus oder die Neusiedlersee Tourismus GmbH. Die kommunizieren das, was wir ihnen schicken zwar, aber die überregionale Bedeutung fällt noch ein bisschen unter den Tisch. Hier würde ich mir mehr Zusammenarbeit wünschen. Das soll in keinster Weise schlecht oder gar böse klingen, aber es wäre toll, wenn wir mehr gemeinsam für den Standort kommunizieren würden. Dann würde ich mir noch wünschen, dass sich mehr kleine, regionale Betriebe zusammenschließen und mitmachen. Ansonsten sollen die Wein- und Genusstage so etabliert werden, dass sie einfach ein Fixtermin sind. Ähnlich wie das Golser Volksfest, die Ruster Weinwoche oder früher eben das Fest der 1000 Weine.

Mit dem traumhaften Raclettebrot vom Käsestand „Der Schweizer“ ist für eine gute Unterlage gesorgt.

 Zum Schluss würde ich noch gerne wissen, was deine burgenländischen Lieblingsplätze bzw. -lokale sind?

 Der noch absolute Geheimtipp in Eisenstadt ist das Weinschwein mit einem der schönsten Innenhöfe, die man sich vorstellen kann. Wenn ich Eisenstadt verlasse gibt es vieles, das man vielleicht schon kennt aber einfach wunderschön ist. Wenn ich jetzt zum Beispiel an das Fritz denke… diese Terrasse ist ein Platz, den man einfach genießen muss. Und dann gibt es natürlich auch viele Heurige, wo man gar nicht so viel drum herum braucht. In Kleinhöflein beim Kaiser Kurti oben zum Beispiel ist der Blick von der Terrasse einfach wunderschön. Oder mein absolutes Lieblingscafé, die Rösterei 2Beans, ebenfalls in Kleinhöflein. Genauso der Grenadier auf der Burg Forchtenstein. Also es gibt schon einige außergewöhnliche Plätze, an denen man das Leben genießen kann.

Das Leben lässt sich natürlich auch super bei den Wein- und Genusstagen vom 22.8. bis 26.8.2018 in der Eisenstädter Fußgängerzone genießen. Ich freu mich jedenfalls schon drauf. Vielen Dank fürs Gespräch und alles Gute!

 Weitere Infos zu den Wein- und Genusstagen gibt es übrigens unter www.genussvolleseisenstadt.at

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