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Robert Jagschich und das Osliper Legoland

Von ihm wird die Legowerkstatt bewacht.

Wie für sehr viele Menschen waren Legosteine für mich in der Kindheit der Stoff, aus dem die Träume sind. Gerne denke ich an diese Zeit zurück und muss ehrlich sagen, dass es mich noch immer ab und zu reizt, etwas daraus zu bauen. Beim Techniker Robert Jagschich aus Oslip brennt diese Leidenschaft nach der „Kindheits-Bauphase“ seit den frühen 90er Jahren bis ins Erwachsenenalter. Sein größtes Werk war ein zwei Meter Modell der Eisenstädter Domkirche, aber auch sonst hat er in seinem persönlichen kleinen Legoland Projekte stehen, die eigentlich jedem Menschen ein Leuchten in die Augen bringen. Bei meinem vierstündigen Besuch tauchte ich tief in die Lego-Welt ein und befand mich gleichzeitig auf einer Zeitreise in die eigene Kindheit. Ich bin froh, noch vor Weihnachten mit ihm gesprochen zu haben, denn es gibt auch noch etwas Platz auf meinem persönlichen Wunschzettel.

 Als Kind bauen ja viele Menschen gerne verschiedene Lego-Kunstwerke. Wie war das bei dir? Hat sich die Faszination von Kindheit an gehalten oder hast du die richtige Leidenschaft dafür erst später entdeckt?

 Als 5jähriger habe ich meinen ersten Lego Baukasten bekommen. Die Steine davon habe ich übrigens zum Großteil noch immer. Und dann hab ich mit meinem Freund Felix enorm viel Lego gespielt. Als wir dann die Lego Eisenbahn bekommen haben, war es um uns geschehen. Felix Eltern konnten uns in der Früh ins Spielzimmer setzen und am Abend wieder herausholen. Die hatten dann ihre Ruhe (lacht). Von der Jugend bis ins frühe Erwachsenenalter ist es dann ein bisschen in Vergessenheit gekommen. Wieder aufgeflammt ist es dann, als es 1993 beim Pingitzer in Mattersburg Matador gab. Da bin ich aus Nostalgie hingefahren, um das Matador zu kaufen und sah dort drei kleine Lego-Kübel, die ich dann auch mitgenommen habe. Das kleinste Kind von meiner Schwester war ein bisschen aufgeweckt und ich habe dann versucht, es mit dem Lego ein bisschen zu beruhigen. So hab ich dann mit ihm begonnen, zu bauen. Das erste, was er gebaut hat, war eine Pistole (lacht). Dann habe ich einen Legotechnik Baukasten besorgt, das war ein Pneumatik-Kran und irgendwann kam ein 4-rad getriebenes Auto dazu. Im Jahr 2000 hatte ich dann die Idee, dass ich mit meinem Neffen ins Legoland nach Windsor fliege. Da war er neun Jahre alt. Dort gab es enorm große Bauwerke, die alle aus regulären Legosteinen gebaut worden waren. Als wir heimgekommen sind, hab ich ihn gefragt, ob wir nicht auch mal ein größeres Projekt machen wollen.

So sind wir auf die Idee gekommen, unsere Dorfkirche im Maßstab 1:30 nachzubauen. Als ich nachgerechnet habe, wie viel Material wir brauchen, kam ich auf 5.000 bis 7.000 Steine.

Über einen Freund kam ich zu Spielwaren Hilpert in Wien beim Stephansdom. Dort bestellte ich mir dann ungefähr 50 Baukästen mit zweireihigen und 20 mit einreihigen Legosteinen. Dachsteine, Platten und Glassteine hatten wir schon aus gebrauchten Beständen, aber uns fehlten eben noch viele Basissteine für das Mauerwerk und den Turm. Der Händler musste erst bei Lego anrufen und fragen, ob er so viel bekommt. Ich investierte 16.000 Schilling und wir räumten meinen Opel Astra Kombi bis unters Dach mit Lego Baukästen voll. Beim Farben aussortieren wurde mir erstmals die Dimension unseres Unterfangens klar.

 

Ohne Ordunung kann man ein Großprojekt vergessen. Robert hat sein System hierfür selbst gebaut.

Das heißt, dass die Kästen nicht nach Farben erhältlich waren?

Genau. Da war Weiß, Rot, Schwarz, Gelb, Blau und Grün drinnen. Ich habe eine Skizze angefertigt, Fotos gemacht und meinem Neffen beigebracht, wie man den Maßstab umrechnet. Es wurde also berechnet, geknöpft, getüftelt und gebaut. Nach zwei, drei Stunden war noch nicht einmal der Grundriss da. Eine so zeitaufwändige Arbeit ist für einen 9jährigen natürlich uninteressant und ich hab die Osliper Legokirche selbst fertig gebaut (lacht).

Die Osliper Kirche im Vordergrund, die Großhöfleiner hinten rechts.

Dann gab es Probleme mit den Proportionen. Wenn du oben ein Dach haben möchtest, das in einem Knopf zusammenläuft, musst du unten eine ungerade Knopfzahl haben. Wenn du dich da verhaust, kommst du oben nicht zusammen. Solche Erkenntnisse werden einem halt erst beim Bauen bewusst. Über einen Winter ist dieses erste Projekt dann in ungefähr 80 Arbeitsstunden entstanden. Jahre später ist dann die Idee entstanden, den Eisenstädter Dom zu bauen. Da wusste ich schon, worauf ich mich einlasse und Stefan war schon etwas älter und baute auch ein bisschen mit. Das hat ungefähr 250 Arbeitsstunden in Anspruch genommen. Dann kam der Turm von Breitenbrunn, der Globus und irgendwann auch Lego Technik dazu. Da baute ich zum Beispiel einen zwei Meter großen Kran, den man mit einer Fernsteuerung bedienen kann bis hin zum computerprogrammierbaren Baustein mit verschiedenen Sensoren, der den Rubik´s Cube lösen kann.


Ein programmierbarer Legostein löst einen Rubik´s Cube. Der Autor hat das übrigens noch nie geschafft.

Machen Legoclubs bzw Gemeinschaften ähnliche Modelle wie du?

Die bauen sehr oft Städte, wo sie dann zum Beispiel Eisenbahnen durchfahren lassen. Einige beschäftigen sich auch mit den programmierbaren Bausteinen, die machen zum Beispiel Kugelbahnen, Sortiermaschinen und so weiter. Aber Großmodelle wie zum Beispiel die zwei Meter große Domkirche in Eisenstadt sind mir nicht bekannt.

Roberts bislang größtes Projekt: Domkirche Eisenstadt. Foto: Jagschich.

 Das Modell der Domkirche Eisenstadt hast du ja der Kirche verkauft. Wie ist das zustande gekommen?

 Zunächst wollte ich sie gar nicht verkaufen, aber schließlich hat mich ein Kollege dazu überredet. Er meinte, dass sich die Legokirche gut als Tastmodell für Blinde eignen würde. Der Verkauf ist dann sehr schnell gegangen und war für mich super, weil ich gerade Haus gebaut habe und sowohl Geld als auch Platz brauchte. Der Dom wurde abtransportiert und die Woche drauf waren die Bauarbeiter im Haus, das hat also super funktioniert. Das Modell ist jetzt gerade im Dommuseum und derzeit angeblich nur nach Vereinbarung zu besichtigen.

Was ist für dich die Faszination an Lego als Baustein?

Als ich die Großmodelle baute war die Faszination sicher das geometrische Spiel mit den starren Mustern der Steine. Also das Bauen von Dachschrägen in verschiedenen Winkeln, Rundungen wie beim Globus und so weiter. Das heißt fixe Muster so zu versetzen, dass sich andere geometrische Formen ergeben. Das hat mich schon immer sehr begeistert.

Nachdem wir Roberts Legowerkstatt verließen, fiel mein Blick auf einen großen Moog-Synthesizer. Wir spielten gemeinsam darauf und der Techniker erzählte mir, wie er ihn nach Bauplänen aus den 1970er Jahren selbst zusammengebaut hatte. Dazu aber dann in einem späteren Pusztavibes-Artikel 😉

 

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